Bernhard Lang

Das Hirn

Ein „musikalisch-literarisches Stück“ für acht Instrumente und Stimme
auf der Grundlage des letzten literarischen Textes von Dürrenmatt, Das Hirn.

Mich hat der Text schon seit meiner ersten Lektüre nach dem Erscheinen 1990 in seiner endzeitlichen Wucht gefesselt, und hat nun auch ein grosses Stück inspiriert, das eine Solo-Stimme einem Kammermusikensemble gegenüberstellt: die Stimme folgt dem Sprachstrom Dürrenmatts in einem ununterbrochenen Rezitations-Ton höchster Intensität; das Ensemble spiegelt diese Sprachmelodie- und Rhythmik, verstärkt den Gestus des atemlosen Gehetzt-Werdens, in seiner Dringlichkeit und Panik; Loops, Differenztonharmonik und «Damaged Beats» bilden die Struktur, die der Partitur zugrunde liegt.

Entstanden ist ein abendfüllendes rund 50-minütiges Werk, das diesen eindrücklichen „naturphilosophischen Panorama-Text“, diese „Welt-Entstehungs-Fiktion“ Dürrenmatts nicht nur musikalisch, sondern auch literarisch hör- und verstehbar machen soll.

Ever since I first read the text after its publication in 1990, I have been captivated by its end-time force, which has now inspired a large piece that juxtaposes a solo voice with a chamber music ensemble: The voice follows Dürrenmatt’s stream of speech in an uninterrupted recitation tone of the highest intensity; the ensemble mirrors this speech melody and rhythm, reinforcing the gesture of being breathlessly rushed in its urgency and panic; loops, difference tone harmonics and “damaged beats” form the structure on which the score is based.

Bernhard Lang , 2021