Bernhard Lang

GAME 11-4-9

für Sopran, Ensemble und Elektronik (2023)

Die GAME Serie (derzeit I-XIX umfassend) ging aus den Scan-Experimenten des Klangforum Wien hervor, die Erfahrungen der freien Improvisationsmusik mit offenen Strukturen der Neuen Musik kombinieren und erforschen wollten. Die Games-Stücke greifen dabei einerseits auf Roman Habenstock-Ramatis Konzeption des Mobiles, andererseits auf Christian Wolffes Idee der semi-improvisatorischen, offenen Komposition zurück; diese existiert hier nicht mehr als Partitur-Totale, sondern nur in Einzelstimmen.

Das elfte Stück der neuen GAME-Serie erforscht jetzt die Möglichkeit des Spiels und Spielens mit musikalischen Strukturen und Interaktionen: durch die Einführung von Unbestimmtheit, Unsicherheit und spontaner Entscheidung wird die Partitur als determinierender Faktor geöffnet.

Das Stück ist in Runden („Rounds“) organisiert, die kanonisch verlaufen: die Musiker wählen aus gemischten Karten-Sets, und folgen dabei einem Set von Spielregeln: das wiederum erzeugt die Struktur und den Verlauf der jeweiligen Runde. Die Entscheidungen der Spieler sind wechselseitig abhängig, bedingen einander. Die resultierende Form des Stücks bleibt in vielen Aspekten von Aufführung zu Aufführung variabel. Selbstorganisation des Systems ist das Ziel und das Mittel dieser Strategien.

Der Text basiert auf Ausschnitten aus William S. Burroughs' "Naked Lunch" und wurde vom amerikanischen Burroughs-Spezialisten und Dramaturgen Alex Wermer-Colan verfasst.

Dazu kommt noch der Einsatz von Live-Elektronik: neben einem Syntheiszer wird ein sogenannter „Dreammachine“-Patch verwendet: diese Weiterentwicklung des Loop-Generators als Simulation der Burroughschen Dream-Machines dient zur Generation von Feedback-Loops aus dem live gespielten Material, die zusätzlich im Raum verteilt werden.

„Play it Back, Play it Back, Play it Back“.

Bernhard Lang Stuttgart 17.02.2024