Bernhard Lang: GAME 17-4-7

Die GAME Serie ging aus den SCAN-Experimenten des Klangforum Wien hervor, welche Erfahrungen der freien Improvisationsmusik mit offenen Strukturen der Neuen Musik kombinieren und erforschen wollten. Sie greift dabei einerseits auf Roman Haubenstock-Ramatis Konzeption des Mobiles, andererseits auf Christian Wolffes Idee der semiimprovisatorischen, offenen Komposition zurück.
Diese existiert hier nicht mehr als Partitur-Totale, sondern nur in Einzelstimmen.

Das siebzehnte Stück der neuen GAME-Serie für Anne Lindenbaum und das NAMES-Ensemble erforscht jetzt die Möglichkeit des Spiels und Spielens mit musikalischen Strukturen und Interaktionen: durch die Einführung von Unbestimmtheit, Unsicherheit und spontaner Entscheidung wird die Partitur als determinierender Faktor geöffnet.
Das Stück ist in Runden („Rounds“) organisiert, die kanonisch verlaufen: die Musiker wählen aus gemischten Karten-Sets, und folgen dabei einem Set von Spielregeln: das wiederum erzeugt die Struktur und den Verlauf der jeweiligen Runde.
Die Entscheidungen der Spieler sind wechselseitig abhängig, bedingen einander.
Die resultierende Form des Stücks bleibt in vielen Aspekten von Aufführung zu Aufführung variabel. Selbstorganisation des Systems ist das Ziel und das Mittel dieser Strategien.

Im Zentrum des Stückes steht die solistische E-Violine, man könnte es auch als Concertino bezeichnen; auch das Soloinstrument oszilliert zwischen determinierter Partitur und improvisatorischer Offenheit, wobei von der Solistin eine neue Form der Virtuosität verlangt wird, begründet durch das neue Instrument der E-Violine und deren technische Möglichkeiten im Live-Einsatz.

Dazu kommt noch der Einsatz eines „Dreammachine“-Patches, einer Weiterentwicklung des Loop-Generators zur Generation von spatialisierten Feedback-Loops.

Bernhard Lang, Wien, 17.05.2024